Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt

ARD, 2013, 90 min.

In Israels nationaler Gedenkstätte „Yad Vashem“ wird der Berliner Bürstenmacher Otto Weidt als einer der „Gerechten unter den Völkern“ geführt. Doch die Geschichte des mutigen Mannes, der mitten im Krieg die jüdischen Mitarbeiter seiner Werkstatt immer wieder vor dem Zugriff der Nazis bewahren konnte, ist relativ unbekannt. Zu seinen Schützlingen gehörte auch die spätere Autorin und Journalistin Inge Deutschkron, die als Überlebende der Shoa in der Gedenkveranstaltung des Deutschen Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus am 30. Januar 2013 eine bewegende Rede gehalten hat.

Als Sohn eines Tapezierers wächst Otto Weidt Ende des 19. Jahrhunderts in ärmlichen Verhältnissen auf. Er scheitert in verschiedenen Berufen, bis er 1936 eine Werkstatt als Bürstenmacher eröffnet – und den Betrieb 1939 als kriegswichtig einstufen lässt. Das und Weidts irritierend enge Kontakte zur Gestapo, begleitet von regelmäßigen Bestechungen, bieten ihm den Spielraum, seine Angestellten – fast alles Juden und fast alle blind – zumindest in den Räumen der Werkstatt vor den alltäglichen Herabwürdigungen und dem Zugriff der SS zu schützen. Als Weidts engste Vertraute Alice Licht deportiert wird, macht er sich, obwohl selbst inzwischen beinahe vollständig blind, auf den Weg, um sie aus dem KZ zu befreien. Ihr gelingt die Flucht, doch nach Kriegsende emigriert sie allein in die USA. Weidt bleibt zurück – und stirbt ein Jahr später an Herzversagen. In seiner ehemaligen Werkstatt ist heute das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt untergebracht.

In memoriam Inge Deutschkron (1922-2022)

Aus Anlass des Todes von Inge Deutschkron am 9. März 2022 hat Regisseur Kai Christiansen im Deutschlandfunk Kultur an seine Zusammenarbeit mit der Autorin und Journalistin erinnert. Der NDR zeigte den Film erneut am 14. März 2022 um 23:15 Uhr. Alle Informationen zur Ausstrahlung hier.

Produzentin Sandra Maischberger:

„Inge Deutschkron war eine beeindruckende Persönlichkeit, eine wichtige Zeitzeugin und bis ins höchste Alter eine unerschrockene Kämpferin gegen rechten Fanatismus. Sie interviewen zu können war ein Privileg und auch eine Freude – neben ihrer scharfen Beobachtungsgabe war sie eine außerordentlich gute und, wo es passte, sehr humorvolle Erzählerin. Wir verlieren einen besonderen Menschen, dem wir viel Erkenntnis verdanken. Sie wird fehlen.“

Buch: Heike Brückner von Grumbkow, Jochen von Grumbkow
Regie: Kai Christiansen
Produktion: Vincent TV GmbH
Koproduktion: NDR, WDR, RBB, HR
Produzent: Matthias Martens
Regieassistenz, Aufnahmeleitung: Matthias Most
Produktionsassistenz: Melanie Heilig
Kamera: Jan Kerhart
Kameraasistenten: Dariusz Brunzel, Ole Fensky
Ton: Corinna Zink
Tonassistent: Hagen Waechter
Schnitt: Barbara Toennieshen
Musik: Hans-Peter Ströer

Mitwirkende: Inge Deutschkron (Zeitzeugin)
Darsteller: Edgar Selge, Henriette Confurius, Julia Goldberg, Heike Hanold-Lynch, Katrin Pollitt, Uwe Bohm, Fabian Busch u.a.

Redaktion: Alexander von Sallwitz (NDR), Beate Schlanstein (WDR), Rolf Bergmann (RBB), Esther Schapira (HR)

Die Produktion wird aus Mitteln der Nordmedia Filmförderung und des Medienboards Berlin Brandenburg gefördert.

2022-03-15T10:36:15+01:00