Wenn am Sonntagmorgen die Glocken in der alten Kirche im malerischen Bisley in den Cotswolds in England läuten, dann steckt meistens Ian Bucknell und sein Team dahinter. Je nach Anlass läuten sie die uralten Glocken nach einer ganz bestimmten mathematischen Reihenfolge. Ian Bucknell gehört seit 45 Jahren zu den Church Bell Ringers. Schon sein Vater und sein Opa teilten diese Leidenschaft – eine uralte britische Tradition. Durch sein Hobby hat Ian vor 40 Jahren seine Frau kennengelernt. Zusammen haben sie schon in ganz England in den Kirchen Glocken geläutet. „Church Bell Ringing“ sagt er, gehört zu England wie die Königsfamilie oder die Tea Time. Zweimal in der Woche treffen sich die „Bellringer von Bisley“ und üben ihre Reihenfolgen beim Läuten. Die richtige Technik, ein gutes Gehör und höchste Konzentration sind gefragt. Doch zunehmend fehlt es an Bell Ringern. Ian Bucknell möchte das ändern und setzt sich seit Jahren für den Nachwuchs ein. Mit Trainings und besonderen Ausflügen zu Kirchen im ganzen Land versucht er Kinder zu motivieren. Mit Erfolg.

Zu seinen größten Talenten gehört die 17-jährige Daisy. Seit 9 Jahren ist sie dabei und möchte auch an der Uni weitermachen. Und das neben Studium, Leichtathletik und Schwimmen. In der Reportage erzählt Daisy, was sie als ganze „normale“ Teenagerin am Church Bell Ringing so fazsinierend findet.

Auch in London wird Church Bell Ringing gross geschrieben. Suasan Apter, genannt Swaz, kennt die meisten Kirchen in der britischen Hauptstadt. Ob Krönung des Königs oder Tod der Königin, Swaz ist bei den großen royalen Feiern als einer der bekanntesten Bell Ringer dabei.

Als Kind hat sie in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von London mit dem Glockenläuten angefangen. Schnell entwickelte sich eine Leidenschaft und ein Hobby daraus. Heute ist „bellringing“ ihr Leben für sie. Sie liebt es, weil es physisch und psychisch anspruchsvoll ist, und weil es sie mit anderen Bellringern in Kontakt bringt. Denn „Bellringer“ finden immer eine Ausrede, um in den Pub zu gehen, eine Party zu schmeißen oder in London zu feiern. Außerdem empfindet sie immer einen gewissen Nationalstolz, denn „Bellringing“ gehört seit Jahrhunderten zu Großbritannien.

Auch ihren Mann hat sie beim Bellringing kennengelernt. Gemeinsam übten sie dieses Hobby schon in der ganzen Welt aus. Vor zehn Jahren ist ihr Mann an Krebs gestorben. Swaz sagt, ihr Team in der Kirche hätte sie wie eine Familie aufgefangen und zum Weitermachen animiert. Aber dann kam es noch schlimmer. Corona zwang alle church bellringer aufzuhören. Zudem erhielt Swaz die schlimme Diagnose: „Blutkrebs“. Sie musste mit ihrem Hobby pausieren. Aber sie bekämpfte den Krebs – dank des Glockenläutens sagt sie. Ihre Leidenschaft hätte ihr die nötige Kraft gegeben.

Wir begleiten Ian, Daisy und Swaz beim Glockenläuten und in ihrem Alltag, ob beim Kochen, beim Hochsprung oder bei der Gartenarbeit. Was begeistert so am Bell Ringing? Wo liegt die Herausforderung, und warum ist es so beliebt in Großbritannien? Eine Reportage über eine uralte britische Traditon.

 

Erstausstrahlung am 07.11.2025 um 19:40 Uhr auf ARTE

Autorin
Larissa Klinker

Producer
Michael Richter

Ausführender Produzent
Enzo Maaß

Produzentin
Sandra Maischberger

Redaktion
Sabine Puls

TEAM

Kamera
Dennis Wienecke
Moritz Schwarz

Schnitt
Ramon Raoul Urselmann

Postproduktion
Lukas Hinsch

Produktion
Valentina Löhlein

Produktionsleitung
Markus Rogenhagen